Das Allgäu bietet jede Menge Rückzugsorte für heiße Tage, an denen die Sonne vom Himmel ballert. Einige sind leicht zugänglich und entsprechend bekannt, andere verstecken sich besser oder sind nur mit größerem Aufwand zu erreichen.
Christlesee
Der Christlesee im Trettachtal ist bereits im Frühjahr einen Besuch wert. Er wird über eine unterirdische Karstquelle gespeist, friert im Winter nie zu und wärmt sich im Sommer nie auf, hat aber immer Trinkwasserqualität!
Baden im Wasserschutzgebiet sollte man nicht – käme ohnehin nur für Eisbader in Frage, da der See auch im Hochsommer selten milder als 5° ist.
Sonnenuntergänge auf Nagelfluh-Hügeln
Auf den Gipfeln der Nagelfluhkette wie dem Siplingerkopf fehlt mit unter 1.800hm noch einiges an Höhe, um im Hochsommer vor der Hitze der Täler zu fliehen. Zwar sind sowohl ab Balderschwang als auch aus dem Gunzesrieder Autal nur rd. 700hm zu bewältigen, die taugen bei 30° im Schatten aber durchaus auch zum Anschwitzen. Umso blöder wenn dann ‘oben’ keine nennenswerte Abkühlung wartet.
Angenehmer wird’s erst kurz vor Sonnenuntergang – und das Licht ist zur späteren Tageszeit sowieso besser.
Der Bereich zwischen Sipplingerkopf und Heidenkopf ist eine klassische, unschwierige allgäuer Nagelfluh Gratwanderung: aussichtsreich, wunderschöne Vegetation, durch die man sich auch mal mit Händen und Füßen kämpfen darf und – im Gegensatz zu extremeren Vertretern wie Giebelgrat oder Höfats – nie wirklich heikel ausgesetzt und wunderbar entspannt zu gehen.
Der Blick am Siplinger Kopf reicht vom Allgäuer Hauptkamm im Osten über Gottesacker und Widderstein im Süden bis tief in den Westen über Hittisau zur Winterstaude und den appenzeller Alpstein mit Säntis bis zum Bodensee.
Kurz bevor die Sonne verschwindet färben sich die Allgäuer Grasberge für ein paar Augenblicke von tiefgrün in orange.
Abkühlung im Allgäuer Wasser
Neben den bekannt-beliebten Badestellen im Allgäu wie dem Alpsee oder den Buchenegger Wasserfällen gibt es noch genügend weniger überlaufenen Orte, um sich auch ohne Höhenmetermarathon in Ruhe abkühlen zu können.
Zwischen Pfänder und Oberallgäu fließen unzählige Wasserfälle und Bäche mit Möglichkeiten zum baden, grillen, gumpenjucken und duschen.
Teilweise muss man sich die Abkühlung mit Buschkampf durch die grüne Hölle erarbeiten, manchmal ist es nur ein 20m-Spaziergang vom Auto.
Der Gaisalpsee im Oberallgäu muss mittlerweile leider – wie bspw. auch der Schrecksee – zu den innerhalb der ‘klassischen’ Saisonzeiten ziemlich überlaufenen Spots gezählt werden. Trotzdessen bleibt der See natürlich ein kleines Juwel, die kurze Wanderung lohnt sich insbesondere noch an Wochentagen zu Randzeiten außerhalb der Feriensaison.
Überregional empfehlenswert ist auch eine Tagestour ins vorarlberger Rheintal zur Frödisch. Bei der Wasserwanderung im Canyon kann man leicht einen ganzen Sommertag verbringen.
Bodenseebrise am Hochberg
Westallgäu und Bodensee sind nicht grade bekannt für wilde Tobel und messerscharfe Felsgrate, eher dominieren liebliche Voralpenlandschaften mit sanften Hügeln und Wiesen.
Da wir sozusagen am Fuß des kleinen Höhenzugs zwischen Pfänder und Hochberg wohnen, bieten sich immer wieder spontane Fahrradausflüge auf den Bergrücken über dem Bodensee an.
Die Wiesen zwischen Pfänder und Hochberg liegen auf ca. 1000hm zwischen schattenspendenden Bäumen, die immer mal wieder Tiefblicke auf ‘den See’ zulassen.
Einige wildere Seiten verstecken sich tatsächlich auch im Bodenseekreis. Zwischen Pfänder und Hirschberg hat sich z.B. der Wirtatobel in den Mix aus Nagelfluh und Sandstein gefressen. Die Szenerie erinnert teilweise eher an Regenwald als an die mitteleuropäischen Voralpen.
Trotz relativ geringer Höheunterschiede gibt es im Westallgäu besonders in Grenznähe zum Bregenzerwald mehrere schöne Aussichtshügel wie z.B. Hirschberg oder Sulzberg mit Aussicht ins Dreiländereck.
Flucht in die Höhe
Direkt südlich von Oberstdorf erstreckt sich über mehrer Kilometer ein Höhenzug vom Himmelhorn bis zur österreichischen Grenze. Hier liegt die passend benannte ‘Märchenwiese’ am Fuß des berühmten Allgäuer Dreigestirns aus Trettachspitze, Mädelegabel und Hochfrottspitze, einer meiner alpinen Lieblingorte im Allgäu: luftig, zwischen Gras und Fels, nie überlaufen und mit tollen Nah- und Fernblicken in alle Himmelsrichtungen.
Insbesondere zum Sonnenaufgang eine phänomenale Stimmung, wenn die Grasflanken von Höfats & Co. im Streiflicht der aufgehenden Sonne gold angemalt werden.
Über Stillachtal und Einödsberg gelangt man nach ca. 1300hm auf den Wildengundkopf, von dem aus direkt unter der Trettachspitze eindrucksvolle Grasflanken abgehen.
Wunderbar auch die Aussicht ins Lechtal von der Jochspitze, welche über die viel besuchte Käseralpe im oberen Oytal erreicht werden kann. Ab Hornbachjoch kann man häufig die ungeteilte Aufmerksamkeit der lokalen Steinbock-Kolonie genießen.